Gute Gründe für Klimaanpassung im Städtebau

Klimaanpassung im Städtebau ist essenziell, um Städte widerstandsfähig gegen die zunehmenden Extremwetterereignisse wie Hitze, Starkregen und Überschwemmungen zu machen. Sie schützt die Gesundheit der Bevölkerung, erhält die Infrastruktur und steigert die Lebensqualität in urbanen Räumen.

Der Klimawandel gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung und verursacht Schäden an Natur und gebauter Umwelt.

Dass der Klimawandel in vollem Gange ist, zeigt die Analyse von Messdaten: Die weltweite Durchschnittstemperatur liegt 2023 bei 1,48 °C über dem vorindustriellen Niveau. In Bayern hat sich die Jahresmitteltemperatur über den Zeitraum 1951 bis 2019 bereits um 1,9 °C erhöht. Die stärkste Erwärmung findet hier mit +2,4 °C im Sommer statt. Gleichzeitig hat sich die Niederschlagssumme im Sommer bayernweit um 13 % verringert. Durch die klimatischen Veränderungen steigt die Wahrscheinlichkeit für Extremwetterereignisse, wie Hitzeperioden, Dürre, Starkregen, Hagel und Stürme. Außerdem kommt es zu einer schleichenden Grundwasserabsenkung, weil aufgrund der höheren Temperaturen und der damit verbundenen höheren Verdunstung weniger Grundwasser gebildet wird.

Klimasimulationen zeigen, dass sich die Erwärmung der Lufttemperatur auch in Zukunft fortsetzen wird. Heiße Tage und Tropennächte (Temperaturen sinken nicht unter 20 °C) werden häufiger, Eistage und Frosttage (Lufttemperatur bleibt unter 0 °C) seltener. Detaillierte Informationen zum Klimawandel in Bayern stellt das Klima-Zentrum am Bayerischen Landesamt für Umwelt über das Bayerische Klimainformationssystem und regionale Klimabroschüren bereit.

Die Grafik illustriert die Klimawirkungen für das Bundesland Bayern (Extremwetterereignisse: Stürme, Hagel, Dürre, Starkregen, Hitze; Langfristige Wirkungen: Temperaturanstieg, Grundwasserabsenkung)

Extreme Wetterereignisse verursachen oftmals hohe Schäden (z. B. an Natur, Umwelt, Siedlungsstruktur und historischer Bausubstanz) und können eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung darstellen. Besonders ältere Menschen, Kinder, Schwangere, Personen mit chronischen Erkrankungen und Menschen, die im Freien arbeiten, leiden unter den Folgen von Hitzeperioden. Allein im Jahr 2022 sind deutschlandweit etwa 4500 Menschen aufgrund von Hitze gestorben. Für Bayern wurden in den Jahren 2018 bis 2022 insgesamt 1800 hitzebedingte Sterbefälle geschätzt. Das Hochwasser im Frühsommer 2024 hat in Bayern und Baden-Württemberg zu sechs Todesfällen geführt und hohe Sachschäden verursacht.


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Klimaanpassungsmaßnahmen reduzieren die klimawandelbedingten Risiken und Schäden.

Die Vorsorge und der Schutz vor extremen Wetterereignissen wie Starkregen und Hitzeperioden sowie die Vorbereitung auf langfristige Klimaveränderungen wie Temperaturanstieg und Grundwasserabsenkung umfassen Maßnahmen wie Hochwasserschutz, Flächenentsieglung und Begrünung von Siedlungsräumen. Durch Klimaanpassung können die Risiken des Klimawandels für Mensch, Natur und gebaute Umwelt verringert werden.

Im Gegensatz zur Klimaanpassung befasst sich der Klimaschutz vor allem mit der Reduktion von Treibhausgasemissionen, um den Klimawandel zu verlangsamen. Nur durch effektiven Klimaschutz bleiben die Folgen des Klimawandels beherrschbar, sodass eine Anpassung möglich wird. Klimaschutz bedeutet unter anderem die Förderung erneuerbarer Energien, Energieeffizienz und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Beide Strategien sind für eine klimagerechte Siedlungsentwicklung notwendig, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.

Klimaschutz und Klimaanpassung können auch Synergien erzeugen, z. B. wenn Klimaschutzmaßnahmen wie Wärmedämmung und kontrollierte Belüftung die Belastungen durch Hitze reduzieren oder naturnahe Lösungen wie die Wiederherstellung von Feuchtgebieten und Aufforstung sowohl Kohlendioxid binden als auch den Hochwasserschutz verbessern.

Graffik erläutert die Abgrenzung von Klimaschutz und Klimaanpassung

Klimaanpassungsmaßnahmen sind Investitionen in die Lebensqualität unserer Gemeinden.

Die Entsiegelung von Flächen, die Schaffung von Grünräumen und ein verbessertes Wassermanagement sind wesentliche Anpassungsmaßnahmen zur Verminderung der negativen Auswirkungen des Klimawandels. Sie tragen zu einer gesünderen Umwelt bei und mindern Hitzewellen und Starkregenereignisse.

Mit kreativen Ideen können Klimaanpassungsmaßnahmen auch so gestaltet werden, dass diese zusätzlich zu einer spürbaren Steigerung der Lebensqualität führen. Beispielsweise schaffen grüne und qualitativ hochwertige Aufenthaltsräume nicht nur kühlere und angenehmere Umgebungen, sondern federn auch sozioökonomische Ungleichheiten ab und können das soziale Miteinander und das Wohlbefinden der Menschen fördern.

Darüber hinaus kann auch das für die Lebensqualität ebenfalls bedeutsame baukulturelle Erbe zur Klimaresilienz der Gemeinden beitragen, da historisches Wissen zu ortstypischen Konstruktionsweisen und ortsspezifischen Baumaterialien bei der Klimaanpassung genutzt werden kann.

Durch Maßnahmen zur Klimaanpassung im Städtebau können spätere Folgekosten vermieden werden.

Durch die frühzeitige Berücksichtigung von klimabedingten Herausforderungen und Veränderungen in Planungsprozessen (z. B. bei der Ausweisung von Baugebieten, der Planung von Infrastrukturen oder der Gestaltung öffentlicher Räume) und Entwicklung geeigneter Klimaanpassungsmaßnahmen können Risiken, Schäden, Folgekosten und gesundheitliche Auswirkungen auf die Bevölkerung vermieden oder vermindert werden. Beispiele sind die Berücksichtigung hochwassergefährdeter Bereiche, die Anlage und Aufwertung von Grünflächen zur Kühlung dicht bebauter Gebiete oder die Schaffung von Retentionsflächen für Starkregenereignisse.

Wenn Maßnahmen zur Klimaanpassung von Beginn an mitgedacht werden, verursachen sie in vielen Fällen keine oder nur geringe Mehrkosten bei der Herstellung und können mittel- und langfristig sogar Kosten mindern. Durch die gezielte Ausrichtung von Neubauten kann beispielsweise eine Bestandssituation verbessert oder einer Überhitzung vorgebeugt werden, ohne dass dadurch Mehrkosten entstehen.