4. Ziele und Maßnahmenkatalog

Legen Sie auf Grundlage der Erkenntnisse Ihrer Analyse die Ziele der Klimaanpassung für Ihre Gemeinde fest und leiten Sie daraus passende Maßnahmen ab.

Headergrafik Thema 4

Definieren Sie konkrete Ziele und städtebauliche Handlungsfelder.

Aus den Ergebnissen der Bestands- und Bedarfsanalyse lassen sich sowohl die spezifischen Herausforderungen als auch die Potenziale ableiten, die sich durch den Klimawandel für Ihre Gemeinde ergeben. Formulieren Sie daraus die Ziele, die Sie durch die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen erreichen wollen. Beispiele für mögliche Ziele sind die Reduktion der Hitzebelastung, der Erhalt von bestehenden Kaltluftprozessen und Kaltluftentstehungsflächen, Stärkung und Ausbau des Stadtgrüns und eine wassersensible Stadt- und Freiraumgestaltung durch das Schwammstadt-Prinzip. Die Ziele können in verschiedenen Teilräumen unterschiedlich sein.

Um die Ziele zu erreichen, müssen Maßnahmen in unterschiedlichen städtebaulichen Handlungsfeldern umgesetzt werden und ineinandergreifen. Mögliche Handlungsfelder sind z. B. Grün- und Freiraumstruktur, Siedlungs- und Gebäudestruktur, Aufenthalts- und Mobilitätsräume. Daneben können noch übergreifende Handlungsfelder wie Information und Kommunikation definiert werden.

  • Ermitteln Sie die Herausforderungen und Potenziale Ihrer Gemeinde in Bezug auf klimawandelbedingte Risiken.
  • Leiten Sie daraus konkrete Ziele für die Klimaanpassung ab.
  • Berücksichtigen Sie bei der Zielformulierung auch strategische Ziele und Leitlinien aus anderen gesamtstädtischen Konzepten, wie z. B. einem Integrierten Stadtentwicklungskonzept. Stellen Sie mögliche Bezüge her und berücksichtigen Sie etwaige Synergien und Konflikte.
  • Definieren Sie relevante Handlungsbereiche, die zur Zielerreichung beitragen können und beschreiben Sie den jeweiligen Beitrag zur Zielerreichung.
  • Binden Sie in den Prozess die relevanten Akteure Ihrer Verwaltung ein.

Optionaler Arbeitsschritt

Teil der Zielformulierung können auch grundsätzliche Planungsprinzipien oder Leitbilder sein, wie z. B.:

  • Dreifache Innenentwicklung: Entwicklung der Städte in ihrem Bestand nicht nur im Sinne einer baulichen Nachverdichtung, sondern den Blick zugleich auch auf das urbane Grün und die Mobilitätsplanung zu richten
  • Schwammstadt-Prinzip: Städtebauliches Konzept eines modernen Regenwassermanagements, das darauf abzielt, Regenwasser möglichst dort zu halten, wo es fällt und dort auch dem Wasserkreislauf zuzuführen.
04_TrennerAkkordeon_Intro
Aus dem Modellvorhaben

Das Stadtklimakonzept der Stadt Schwabach definiert ein Kernziel: die Stadt widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen. Es umfasst hierzu Maßnahmen zur Hitze- und Starkregenvorsorge, die im Rahmen einer „dreifachen Innenentwicklung“ umgesetzt werden sollen. Mit dieser Handlungsstrategie wiederum werden einzelne Ziele verfolgt, wie die Förderung flächensparender Nachverdichtung, die Erweiterung klimaschonender Mobilitäts- und Energieoptionen sowie die Verdichtung und Qualifizierung grüner und blauer Infrastrukturen. Schwabach definiert dazu fünf Handlungsfelder, in denen ein Beitrag für eine klimagerechte Stadtentwicklung geleistet werden kann: Siedlungsplanung und Städtebau, Straßen- und Freiraumgestaltung, Gebäudeplanung, Planungsinstrumente und –verfahren sowie Information und Kommunikation.

04_TrennerAkkordeon_Outro

Entwickeln Sie für die Handlungsfelder konkrete Maßnahmen und fassen Sie diese in einem Maßnahmenkatalog zusammen.

Jedes Handlungsfeld umfasst zahlreiche Maßnahmen, die zur Klimaanpassung beitragen können. Davon sind viele Maßnahmen übertragbar auf alle Siedlungsgebiete, andere betreffen spezifisch nur Ihre Gemeinde. Ziel sollte es sein, gemeinsam mit allen relevanten Akteuren einen Maßnahmenkatalog zu entwickeln, der auf die spezifischen Bedingungen in Ihrer Gemeinde zugeschnitten ist.

  • Entwickeln Sie Maßnahmen in den unterschiedlichen Handlungsfeldern und beschreiben Sie diese in Form von Steckbriefen. Berücksichtigen Sie dabei sowohl strategische bzw. übergeordnete als auch lokale Maßnahmen. Zur Inspiration finden Sie in dieser Maßnahmenübersicht Beispiele für Klimaanpassungsmaßnahmen aus den Konzepten der Modellkommunen.
  • Erfassen Sie bereits durchgeführte sowie laufende Maßnahmen, die zur Klimaanpassung im Städtebau beitragen und integrieren Sie diese in den Maßnahmenkatalog.
  • Binden Sie in den Prozess die relevanten Akteure Ihrer Verwaltung ein.
  • Stimmen Sie frühzeitig den Bedarf und Konkretisierungsgrad von Hinweisen für die Bauleitplanung ab (z. B. Festsetzungsvorschläge).

 


Mögliche Elemente eines Maßnahmensteckbriefs

 

  • Maßnahmenbeschreibung
  • Priorität der Maßnahme
  • Zeithorizont der Maßnahme
  • Grobe Kostenansätze, evtl. Fördermöglichkeiten
  • Federführung
  • Weitere Beteiligte
  • Synergien und Querbezüge zu anderen Maßnahmen
  • Querbezüge zu den geplanten Beteiligungs- und Kommunikationsprozessen
04_TrennerAkkordeon_Intro
Aus dem Modellvorhaben

In Memmingen wurden strategische und lokale Maßnahmen in drei Handlungsfeldern entwickelt: Grün- und Freiraumstruktur, Siedlungs- und Gebäudestruktur sowie Aufenthalts- und Mobilitätsräume. Die strategischen Ziele werden kurz beschrieben. Die lokalen Maßnahmen werden in ausführlichen Maßnahmensteckbriefen vertieft dargestellt.

04_TrennerAkkordeon_Outro

Ordnen Sie die Maßnahmen den Siedlungsstruktur- und Freiraumtypen in Ihrer Gemeinde zu.

Ein Siedlungsgebiet lässt sich in unterschiedliche Siedlungsstruktur- und Freiraumtypen einteilen, wie z. B. Reihenhausbebauung, Geschosswohnungsbau, Gewerbegebiete, Altstadtbereich, öffentliche Grünflächen oder Sport- und Freizeitanlagen. Die Typen sind aufgrund ihrer spezifischen Merkmale unterschiedlich stark vom Klimawandel betroffen und haben unterschiedliche Herausforderungen und Anpassungspotenziale. So können Maßnahmenpakete geschnürt werden, die sich konkret auf den jeweiligen Siedlungsstruktur- und Freiraumtyp beziehen. Im Falle einer Umgestaltung ist so schnell ersichtlich, welche Maßnahmen zur Klimaanpassung besonders geeignet sind.

  • Nehmen Sie die Einteilung in Siedlungsstruktur- und Freiraumtypen aufgrund der spezifischen Merkmale Ihrer Gemeinde vor und beschreiben Sie die jeweiligen Stärken und Schwächen hinsichtlich der Klimaanpassung.
  • Verschneiden Sie die Siedlungsstruktur- und Freiraumtypen im nächsten Schritt räumlich mit den Ergebnissen der Hitze- und Starkregenanalyse.
  • Ordnen Sie die Maßnahmen jeweils den Siedlungsstruktur- und Freiraumtypen zu, in denen die besten Umsetzungspotenziale bestehen.
  • Unterscheiden Sie dabei zwischen Maßnahmenempfehlungen für den Bestand und für die Neuplanung.
04_TrennerAkkordeon_Intro
Aus dem Modellvorhaben

In Schwabach wurden neun Siedlungsstruktur- und Freiraumtypen identifiziert. Zu jedem Typ wurde ein Steckbrief formuliert sowie das Vorkommen des Typs im Siedlungsgebiet auf einer Karte räumlich verortet. Es werden jeweils spezifische Planungsempfehlungen formuliert und aufgezeigt, welche für Klimaanpassungsmaßnahmen als besonders geeignet erscheinen. Dabei wird u. a. zwischen Empfehlungen für den Bestand und den Neubau differenziert.

In Coburg wurde ein räumliches Konzept zur Klimaanpassung erstellt, das aus drei Teilkonzepten besteht. Das Teilkonzept Hitzeminderung zielt darauf ab, die Hitzebelastung im Stadtgebiet zu reduzieren. Das Teilkonzept Kaltluftsystem zielt darauf ab, das bestehende Kaltluftsystem zu schützen und zu erhalten. Das Teilkonzept Bioklimatisches Entlastungssystem zeigt auf, wo Entlastungsmöglichkeiten für die Bevölkerung geschaffen werden können und ein Netz an Entlastungsräumen entstehen kann. Die Konzepte zeigen, wo prioritär zu handeln ist und welche Maßnahmen sich für die unterschiedlichen Stadtstrukturen eignen.

04_TrennerAkkordeon_Outro

Wenden Sie den Maßnahmenkatalog auf konkrete Quartiere an.

Um konkreter zu zeigen, wie Klimaanpassung umgesetzt werden kann, empfiehlt es sich, einzelne Quartiere im Siedlungsgebiet auszuwählen und den Maßnahmenkatalog hier exemplarisch anzuwenden. Wenn die Quartiere so gewählt werden, dass sie unterschiedliche Stadtstruktur- und Freiraumtypen repräsentieren, können die Handlungsansätze gegebenenfalls auf andere Quartiere mit ähnlichen Herausforderungen übertragen werden.

  • Wählen Sie Quartiere aus, die klimatisch besonders betroffen sind.
  • Formulieren Sie zu jedem Quartier einen Steckbrief, der die Potenziale und Herausforderungen für die Klimaanpassung beschreibt.
  • Leiten Sie daraus Handlungsempfehlungen und Maßnahmenvorschläge ab.
04_TrennerAkkordeon_Intro
Aus dem Modellvorhaben

In Coburg wurde der Maßnahmenkatalog anhand acht konkreter Coburger Quartiere angewendet. Dafür wurden Quartiere ausgewählt, die repräsentativ für Coburger Stadtstrukturtypen und typische Stadträume stehen sowie für die Klimafolgenanpassung und zukünftige Planungsaufgaben von hoher Bedeutung sind. Zu jedem Quartier wurde ein 8-10-seitiger Steckbrief entwickelt.

In Lohr a.Main wurden für zehn Stadtteile individuelle Steckbriefe erstellt, die zum einen eine detailliertere Beschreibung des Stadtteils und zum anderen Vorschläge für Klimaanpassungsmaßnahmen enthalten. Insofern sich in den Stadtteilen städtische Baulandreserven befinden, wurden diese Flächen im klimatischen Kontext bewertet und in den Stadtteilsteckbrief integriert.

04_TrennerAkkordeon_Outro