Das Modellvorhaben "Klimagerechter Städtebau"
Das Modellvorhaben „Klimagerechter Städtebau“ des Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr (2020-2023) unterstützte acht bayerische Städte bei der städtebaulichen Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Das Vorhaben sowie die teilnehmenden Kommunen stellen wir Ihnen hier vor.
Städtebauliche Klimaanpassungskonzepte erproben
Aus einem Bewerbungs- und Auswahlprozess gingen acht Städte aus ganz Bayern hervor, die sich an dem Modellvorhaben „Klimagerechter Städtebau“ des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr beteiligten. Im Mittelpunkt des Projekts stand die städtebauliche Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels in Bezug auf die Bevölkerung, deren Gesundheitsschutz und Wohlbefinden sowie die Lebensqualität und die Sicherheit vor Naturgefahren. Der integrierte Ansatz sollte mittels eines städtebaulichen Klimaanpassungskonzepts als informelles Planungsinstruments erprobt werden, um angepasste Lösungen auf die klimabedingten Herausforderungen vor Ort zu erarbeiten. Der Prozess wurde seitens des Bauministeriums durch eine wissenschaftliche Beratung, regelmäßige Sprechstunden und Newsletter begleitet. Die Förderung erfolgte mit Zuschüssen des Landes für modellhafte städtebauliche Planungen und Forschungen (Planungszuschüsse) des Bayerischen Bauministeriums.
Die kreisfreie Stadt in Oberfranken mit rund 42.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt im Vorland des Thüringer Waldes und wird vom Fluss Itz durchzogen. Coburg verfügt über einen historischen Stadtkern mit mittelalterlichem Stadtgrundriss und geschützten Denkmalensembles sowie der bekannten Burganlage Veste Coburg. Vor allem die Altstadt und Gewerbegebiete mit vielen Arbeitsplätzen sind von einer hohen Hitzebelastung betroffen.
Die Erstellung des Klimaanpassungskonzepts wurde von der Abteilung Stadtplanung im Stadtbauamt koordinierte. Das Referat für Bauen und Umwelt mit einer neu geschaffenen Stabstelle Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist mit der Umsetzung betraut. Die Inhalte des Konzepts wurden im Rahmen einer Kernarbeitsgruppe abgestimmt und Arbeitsprozesse gelenkt.
Inhalte des Stadtklimakonzepts:
- Stadtklimaanalyse: mittels eines Stadtklimamodells
- Vulnerabilitätsanalyse: Ermittlung von Hotspots in Bezug auf die stärkste Wärmebelastung, das Wohnumfeld, Aufenthaltsorte am Tag und Erreichbarkeit von Grünflächen
- Maßnahmen: sieben strategische und 24 lokale Maßnahmen in den Handlungsfeldern Grün- und Freiraumstruktur, Siedlungs- und Gebäudestruktur sowie Aufenthalts- und Mobilitätsräume
- Quartierssteckbriefe: Handlungshinweise und Maßnahmen für acht repräsentative Siedlungstypen
- Wirkungsanalyse: anhand eines konkreten Beispiels wird die Wirkung von unterschiedlichen Maßnahmen zur Hitzeminderung verglichen
- Räumliches Konzept: Teilkonzepte zu Hitzeminderung, Kaltluftsystem und Bioklimatischem Entlastungssystem
- Bürgerbeteiligung: Zweitägiger Workshop, Stadtrundgang
Deggendorf ist eine niederbayerische Große Kreisstadt mit rund 35.500 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Innenstadt liegt in einem Taleinschnitt (Kessellage) an den südlichen Ausläufern des Bayerischen Waldes. In Deggendorf mündet die Isar in die Donau, die sich durch das Stadtgebiet zieht. Insbesondere die Innenstadt ist im Sommer von hoher Hitzebelastung betroffen. Durch die topographische Lage bestehen besondere Gefahren durch Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser.
Das Stadtplanungsamt koordiniert die Erstellung und Umsetzung des Klimaanpassungskonzepts. Über bestehende Abstimmungstermine und Einzelgespräche wurden weitere Fachämter in die Erarbeitung einbezogen.
Inhalte des Klimaanpassungskonzepts:
- Stadtklimaanalyse: Klimatope und Kaltluftabflussmodellierung
- Starkregengefahrenanalyse: Abflussmodellierung von Regenereignissen
- Vulnerabilitätsanalyse: auf Grundlage der Altersstruktur, der Verortung von sensiblen Nutzungen, wie Schulzentren, Altenheime, Krankenhäuser und KiTas, sowie der Erreichbarkeit von Grünflächen
- Maßnahmen: 19 gesamtstädtische, quartiersbezogene und gebäudebezogene Maßnahmen
- Quartierssteckbriefe: Handlungsempfehlungen für zehn unterschiedliche Quartierstypen
- Schwerpunktsetzungen: Konkrete Maßnahmenempfehlungen für ausgewählte, besonders betroffene Bereiche
- Bürgerbeteiligung: Online-Beteiligungstool, Marktstand, Workshops und Zukunftswerkstätten
Die Große Kreisstadt in Oberbayern mit rund 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt ca. 30 km von München entfernt, in unmittelbarer Umgebung des Münchener Flughafens. Durch die Stadt fließt die Isar sowie die kleinere Moosach. Um dem großen Bedarf an Wohnraum zu begegnen, liegt der Schwerpunkt der Siedlungsentwicklung auf der Innenentwicklung und Umstrukturierung bestehender Stadt- und Ortsteile, da aufgrund der naturräumlichen Grenzen die Wachstumspotentiale eingeschränkt sind. Mit zunehmender Versiegelung steigt sowohl die Gefahr durch Starkregenereignisse als auch die Hitzebelastung.
Die Erstellung und Umsetzung des Klimaanpassungskonzepts wird vom Amt für Stadtplanung, Umwelt und Klimaschutz koordiniert. Weitere Fachämter wurden über Workshops und Einzelgespräche beteiligt.
Inhalte des Klimaanpassungskonzepts:
- Strategischer Rahmen: Definition von vier strategischen Leitlinien für das Handeln der Stadtplanung und -entwicklung
- Stadtklimaanalyse: mittels eines Stadtklimamodells
- Vulnerabilitätsanalyse: Ermittlung von Hotspots in Bezug auf die stärkste Wärmebelastung, das Wohnumfeld, Aufenthaltsorte am Tag und Erreichbarkeit von Grünflächen
- Starkregengefahrenanalyse: Vereinfachte Überflutungsberechnung zur Ermittlung von Blue Spots
- Räumliches Konzept: Konzeptpläne zu Hitzeminderung und Schwammstadt, Nächtliches Kaltluftsystem, Bioklimatisches Entlastungssystem sowie Starkregenvorsorge
- Maßnahmen: 13 übergeordnete, gesamtstädtische und 28 lokale, konkrete Maßnahmen in den Handlungsfeldern “Grün- und Freiräume vernetzen und klimagerecht qualifizieren”, “Stadt- und Gebäudestrukturen blau-grün entwickeln”, "Stadt und Wasser integriert entwickeln” sowie “Aufenthalts- und Mobilitätsräume hitzeangepasst und wassersensibel gestalten”
- Schwerpunktbereiche: Detailuntersuchung und Handlungsempfehlungen für sechs ausgewählte Schwerpunktbereiche
- Wirkungsanalysen Hitze und Starkregen: Simulation der Umsetzung von einzelnen Maßnahmen und deren Wirkung auf den Ist-Zustand an zwei Standorten
- Pilotprojekte: Definition von prioritären Umsetzungsschritten
- Bürgerbeteiligung: Infostand, Stadtspaziergang, Ausstellung
Landshut ist eine kreisfreie Stadt in Niederbayern, in der 75.000 Einwohnerinnen und Einwohner leben. Sie liegt im Alpenvorland und erstreckt sich entlang der Isar. Neben steigenden Temperaturen bestehen in der Stadt Landshut aufgrund der ausgeprägten Topografie besondere Gefahren durch Starkregen und Sturzfluten.
Das Umweltamt koordiniert die Erstellung und Umsetzung des Klimaanpassungskonzepts. Andere Fachämter wurden über Workshops und einen Fragebogen bei der Konzepterarbeitung einbezogen.
Inhalte des Klimaanpassungskonzepts:
- Stadtklimaanalyse: mittels eines Stadtklimamodells
- Starkregengefahrenanalyse: bestehendes Konzept zum kommunalen Sturzflut-Risikomanagement ist in das Klimaanpassungskonzept eingeflossen
- Funktionale Wirkungsanalyse: Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf die kommunalen Handlungsfelder
- Ziele: Definition von sieben Zielsetzungen zu den Themen Hitzevorsorge, Stadtgrün, Wassersensible Stadt- und Freiraumgestaltung, Städtische Liegenschaften, Land- und Forstwirtschaft, Verstetigungsstrategie und Kommunikationsstrategie
- Maßnahmen: insgesamt 57 Maßnahmen zur Erreichung der unterschiedlichen Ziele
- Fokusräume: Identifizierung von vorrangigen Handlungsräumen zur Klimaanpassung aufgrund ihrer Betroffenheit sowie Handlungspotenzialen
- Baukasten für die Stadt- und Freiraumgestaltung: Maßnahmenempfehlungen für Siedlungsplanung und Städtebau, Straßen- und Freiraumgestaltung sowie Gebäudeplanung
- Planungsempfehlungen: Hinweise für neun Raumtypen für Neuplanung und Bestand
- Bürgerbeteiligung: Infoveranstaltungen, Infostand
Die unterfränkische Stadt mit rund 15.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt im Mittelgebirge Spessart in der Region Main-Spessart. Die Kernstadt befindet sich in einer Talkessellage. Der Main fließt durch das Siedlungsgebiet. Durch die topographische Lage ist die Stadt insbesondere von hoher Hitzebelastung und Gefahren durch Starkregen und Sturzfluten betroffen.
Die Umweltstelle im Amt für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt koordiniert die Erstellung und Umsetzung des Klimaanpassungskonzepts.
Inhalte des Klimaanpassungskonzepts:
- Stadtklimaanalyse: Klimatope und Kaltluftabflussmodellierung
- Starkregengefahrenanalyse: Identifizierung von Mulden und Senken im Gelände, die sich bei starkem Regen mit Niederschlagswasser füllen (BlueSpot-Analyse)
- Planungshinweiskarte: Darstellung räumlicher Handlungsprioritäten
- Stadtteilsteckbriefe: Maßnahmenempfehlungen für zehn Stadtteile inkl. einer Bewertung der städtischen Baulandreserven
- Messkampagne: klimatische Bewertung einer Grünfläche
- Bürgerbeteiligung: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Die kreisfreie Stadt in Schwaben mit rund 46.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt im Alpenvorland am Rand des Illertals im Südbayerischen Hügelland. Das Stadtzentrum ist von der historischen Altstadt geprägt, die größtenteils im Mittelalter entstand. Die dichte Bebauung und der hohe Versiegelungsgrad in der historischen Altstadt machen sie besonders anfällig für eine Belastung durch Hitze. Aber auch die Gewerbeflächen im Norden und Süden der Stadt sind stark von Hitzebelastung betroffen.
Das Stadtplanungsamt koordinierte die Erstellung des Klimaanpassungskonzepts. Die Umsetzung wird durch das Klimaschutz- und Klimaanpassungsmanagement im Amt für Umwelt und Klima begleitet. Der Prozess wurde von einer Lenkungsgruppe gesteuert, in der Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung beteiligt waren.
Inhalte des Stadtklimakonzepts:
- Stadtklimaanalyse: mittels eines Stadtklimamodells
- Vulnerabilitätsanalyse: Ermittlung von Hotspots in Bezug auf die stärkste Wärmebelastung, das Wohnumfeld, Aufenthaltsorte am Tag und Erreichbarkeit von Grünflächen
- Maßnahmen: sieben strategische sowie 22 lokale Maßnahmen in den Handlungsfeldern Grün- und Freiraumstruktur, Siedlungs- und Gebäudestruktur sowie Aufenthalts- und Mobilitätsräume
- Räumliches Konzept: Teilkonzept zu Hitzeminderung und Kaltluft sowie Bioklimatisches Entlastungssystem
- Aktionsplan: Priorisierte Maßnahmen, die kurz-, mittel- und langfristig umzusetzen sind
- Empfehlungen für spezifische Planungsaufgaben: Empfehlungen und Leitlinien für Neuausweisungen und Nachverdichtung
- Bürgerbeteiligung: Infoveranstaltung, Stadtspaziergang
Neumarkt i.d.OPf. ist eine Große Kreisstadt mit rund 41.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Sie liegt in einem Talkessel im äußeren Verdichtungsraum Nürnberg/Fürth/Erlangen. Das Stadtgebiet wird durch den Ludwig-Donau-Main-Kanal durchzogen. Durch die topographische Lage ist die Stadt insbesondere von hoher Hitzebelastung betroffen. Zudem treten unregelmäßige Starkregenereignisse an verschiedenen Orten im Stadtgebiet auf.
Die Konzepterstellung wurde in gemeinsamer Verantwortung vom Amt für Nachhaltigkeit und dem Stadtplanungsamt koordiniert. Die Umsetzungsverantwortung liegt im Stadtplanungsamt. Die Einbindung weiterer Fachämter erfolgte über Verwaltungsfachgespräche und Workshops sowie durch das neu gegründete Klimateam.
Inhalte des Klimaanpassungskonzepts:
- Stadtklimaanalyse: Klimatope und Kaltluftabflussmodellierung
- Messkampagne: lokale Messungen in den Sommermonaten an vier Standorten
- Starkregengefahrenanalyse: Identifizierung von Mulden und Senken im Gelände, die sich bei starkem Regen mit Niederschlagswasser füllen (BlueSpot-Analyse)
- Planungshinweiskarte: Darstellung räumlicher Handlungsprioritäten
- Vulnerabilitätsanalyse: räumliche Analyse der Alterstrukturen und Erreichbarkeit von Grünflächen
- Maßnahmen: praktische und strategische Maßnahmen in den Kategorien Objektmodifikation, Bildung und Information, Be- und Durchlüftung, Personal, Grünvernetzung und Entsiegelung, Planung, Aufenthaltsqualität und Politik
- Bürgerbeteiligung: Online-Befragung, Klimawerkstätten
Die kreisfreie Stadt in Mittelfranken mit rund 41.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Teil der Metropole Nürnberg und von einer Mischung aus flacher und hügeliger Landschaft geprägt. Die historische Altstadt erstreckt sich größtenteils in einem Tal auf beiden Seiten des Flusses Schwabach. Die teilweise steilen Hänge innerhalb der Innenstadt fördern den Zustrom von Kaltluft in die Stadt, erhöhen aber auch das Risiko für Sturzfluten.
Die Federführung für die Erstellung und Umsetzung des Stadtklimakonzepts liegt beim Stadtplanungsamt. Zur Beteiligung weiterer Fachämter wurde neben einem Workshop auch eine Umfrage innerhalb der Stadtverwaltung durchgeführt.
Inhalte des Stadtklimakonzepts:
- Funktionale Wirkungsanalyse: Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf die kommunalen Handlungsfelder
- Stadtklimaanalyse: mittels eines Stadtklimamodells
- Starkregengefahrenanalyse: Modellierung des Oberflächenabflusses
- Fokusräume: Identifizierung von vorrangigen Handlungsräumen zur Klimaanpassung aufgrund ihrer Betroffenheit sowie Handlungspotenzialen
- Maßnahmen: Maßnahmen in den Handlungsfeldern Siedlungsplanung und Städtebau, Straßen- und Freiraumgestaltung, Gebäudeplanung, Planungsinstrumente und -verfahren sowie Information und Kommunikation
- Planungshinweise: Handlungsempfehlungen für neun Raumtypen für Neuplanung und Bestand
- Modellprojekt: Anwendung und Bewertung der Lösungsansätze aus dem Maßnahmenkatalog exemplarisch für einen zukünftig geplanten Stadtteil (Forsthaus Süd)
- Bürgerbeteiligung: Nachhaltigkeitstag, Infoveranstaltung, Infostände, Stadtspaziergang, öffentliche Sitzungen